Fahrsicherheitstraining beim TCS
Team-Event von medi-lan
Alles zusammen fahren wir pro Jahr etwa 300'000 km zu unseren Kunden. Auf dem Weg zu Ihnen erleben wir jedes Wetter und alle Fahrbahnbedingungen auf den Schweizer Strassen. Auch wenn wir schon Millionen Kilometer vermeintlich sicher gefahren sind, ist es eine sehr gute Idee, seine fahrerischen Fähigkeiten regelmässig auf den Prüfstand zu stellen und neues zu lernen. Und da die medi-lan und ihr Chef Rolf Häller sich um alle Mitarbeiter sorgen und kümmern, wurde das Fahrsicherheitstraining beim TCS in Hinwil für die gesamte Firma, also auch den Innendienst und das Kader gebucht.
Am Abend vorher war das gesamte Team medi-lan – nach einer Gesamtbetriebsversammlung unter COVID-19 Bedingungen – bei einem feinen Nachtessen im Gasthof «Hasenstrick» beieinander und genoss einen gemütlichen Abend. Doch den konnten wir nicht allzu sehr ausdehnen, denn ein TCS Fahrsicherheitstraining beginnt früh am Morgen. Und so fanden wir uns kurz nach acht im Seminarraum auf dem TCS Gelände ein, wo uns zwei aufgestellte Fahrtrainer zur Einweisung empfingen. Zuerst fragten sie unsere Erwartungen ab, die sich zum Glück mit dem deckten, was sie uns anzubieten gedachten. Wir wollten
- Unsere Grenzen und die unserer Fahrzeuge kennenlernen
- In Extremsituationen geführt werden und
- Tipps und Tricks zu Ihrer Bewältigung vermittelt bekommen
- Spass haben
Das passte zum TCS-Programm:
- Theorie
- Slalom und Sitzposition
- Bremsen und Ausweichen
- Extremverhalten in der Kurve
- Schleuderplatte
- Schlussübung
- Abschlussdiskussion
Bevor wir auf die Wasserpisten durften, gab es noch einen kurzen, aber sehr prägnanten Vortrag zum Thema Fahrphysik. Da sich der Bremsweg im Quadrat zur Geschwindigkeit entwickelt, war das Mantra allgemein zum Fahren (jedoch ganz besonders für den Umgang mit Notsituationen): Tempo runter! Runter! Runter! Runter! Egal ob du einem Hindernis noch ausweichen kannst oder eben nicht, entscheidend ist die Geschwindigkeit, mit der die Masse deines Fahrzeuges auf das plötzliche Hindernis trifft. Diese gilt es möglichst zu reduzieren und so ergibt sich also das nächste Mantra für das Handeln der Fahrerinnen und Fahrer in Bedrängnis: Bremsen! Bremsen! Bremsen! So simpel und selbstverständlich das klingt, war es für mich doch erstaunlich zu hören, dass es mit unseren modernen Bremsanlagen keine Situation gibt, wo dieses Mantra nicht gilt. Frauen und Männer in meinem reifen Alter haben das unter Umständen noch anders gelernt. Und auch wenn man den Fahrtrainern nickend und staunend zuhört, gibt es natürlich tief im Inneren manch eines Fahrers zu diesem Zeitpunkt noch den kleinen «Fahrspass-Teufel», der aus 30 Jahren Fahrerfahrung besser zu wissen glaubt, wie er fahrerische Extremsituationen bewältigen kann.
Zum Glück ging es dann bald auf die Piste. Die erste Übung für unsere Gruppe war lässig, einfach und zum Aufwärmen: wir fuhren ohne Bremse und Glätte bergab einen Slalom um Pylonen. Auch wenn diese Übung noch niemanden wirklich forderte, lernten wir doch, wie lang und beweglich oder eben starr unsere persönlichen Firmenwagen dann doch sind. Nicht alle Pylonen blieben unberührt, insbesondere von den Hecks unserer Fahrzeuge.
Danach kam die erste Übung auf Wasser. Die flache, breite Betonstrecke wird stark bewässert (= ein Wagen mit Sommerpneu hat somit noch eine Haftung von ca. 30 %, was etwa einer festgefahrenen Schneedecke entspricht) und Wasserwände tauchen als Hindernis plötzlich aus dem Boden auf. Die Übung war, bei Geradeausfahrt zwischen 30 und 50 km/h vor einem plötzlich auftauchenden Hindernis zu bremsen (= Notbremse = VOLL auf die Bremse stehen), es zu umfahren und so schnell wie möglich zum Stehen zu kommen. Wir lernten schnell zu geniessen, wenn sich der Wagen in dieser geschützten Umgebung so verhielt wie es die Physik und nicht wir wollten!
Es ist einerseits sehr anstrengend, ständig wach auf dieser künstlichen Glätte zu fahren. Andererseits aber auch entspannend, dem Auto und der Technik vertrauen zu dürfen und teilweise wirklich nur zu beobachten, was passiert. Für den Fall von kompletten Drehern empfahlen die coolen Fahrtrainer: Bremsen, zurücklehnen, geniessen. Bei dieser Übung war das erstaunlichste, direkt zu erfahren, wie Bremsweg und Tempo exponentiell verbunden sind. Mein Wagen zum Beispiel kam aus 40 km/h nach ca. 50 m zu stehen, bei 50 km/h waren es fast 80 m Bremsweg! Auch konnten wir hier beobachten, wie unterschiedlich die verschiedenen Fahrzeuge des medi-lan Fahrparks reagierten. Nicht besser oder schlechter, nur verschieden. Schwer und gross dreht sich anders durch die Springbrunnen des Trainingscenters als klein und leicht.
Für die Kurvenfahrt wurden wir auf einen bewässerten Kreisel geführt. Einerseits konnten wir hier starkes einbremsen in einer Kurve üben (was im Alltag zum Beispiel auf der Autobahnzufahrt nötig werden kann), vor allem aber konnten wir die Grenzgeschwindigkeit ermitteln, bei der sich unsere Wagen noch in der Spur hielten. Mit immer mehr Vertrauen in die Technik und in uns selbst stieg das Vergnügen an dieser Art «Drifting». Denn auch ohne vollen Kontakt zur Fahrbahn liessen sich die Autos sicher im Kreis bewegen. Die fünf Meter Spielraum – die auf der Übungsstrecke erlaubten, durch diesen Kreis zu rutschen – gibt es im echten Strassenleben natürlich nicht. Aber die Erfahrung, nicht mehr sicher im Kontakt mit der Fahrbahn zu sein und das Auto trotzdem zu beherrschen, war grossartig.
Immer wieder nahmen uns die Trainer zusammen und besprachen diese gemachten Erfahrungen ausführlich. Erlebnis und Einordnung erfolgten instantan. Wirklich gute Pädagogik für Erwachsene und alte Säcke, die doch längst alles zu wissen glauben.
Mit diesen Erfahrungen ging es zur nächsten Übung, der Rüttelplatte. Beim Tempo einer Kreuzungsquerung gibt die besagte Platte einen Seitenimpuls am Heck, sprich der fehlbare Lenker übersah deine Vorfahrt und fährt dir hinten seitlich rein. Diese Pirouetten! Nun mutig und etwas erfahrener schon, genossen wir den Tanz unserer Wagen auf dem «Eis». Doch ist das nur der halbe Sinn der Übung, denn die Trainer gaben jedem Einzelnen per Funk präzise an, was er beim nächsten Versuch anders machen sollte. Und siehe da, ab der dritten Runde drehte kein einziges Fahrzeug mehr. Es war beeindruckend zu sehen, wie wir alle innert kurzer Zeit lernten, eine solche Situation sicher zu beherrschen. Nun galt wieder bremsen, bremsen, bremsen – doch gegenlenken kam dazu. Filmreif schlenkerte die ganze medi-lan elegant über die Glätte und wurde immer sicherer.
Die letzte Übung war dann eine Summierung des bisher gelernten. Auf abschüssiger, wasserrutschiger Strecke waren zwei grosse, plötzliche auftauchende Hindernisse (Wasserwände) quasi im Slalom zu umfahren. Hier war sehr imposant, wie viel da schon ein einziges km/h mehr oder weniger ausmachte. Vielleicht waren es das deftige Mittagessen und die postprandiale Depression, oder es waren schon zu viele Übungen an diesem Tag und mein Hirn nicht mehr voll aufnahmebereit. Aber diese letzte Übung bereitete mir allergrösste Mühe und war letztlich ernüchternd. Alle unsere Wagen wurden bei dieser Übung durch Berühren und Hindurchfahren der Hindernisse gut gewaschen! Ich kam nur ein einziges Mal fast «unbeschädigt» durch diesen letzten Parcours. Das hat mich ernüchtert und später noch viel nachdenken lassen.
Nach einem kurzen, klaren und heiteren Debriefing wurden wir ziemlich Knülle in den Abend entlassen. Auch das ist eine wichtige Erfahrung: wie anstrengend solche einfachen Fahrübungen sein können. Aber ich denke, es ist auch viel geschehen mit uns. All das Rutschen und Gleiten auf Wasser, die Erfahrung wie sich das Auto in Extremis tatsächlich verhält und wie es auf unsere Reaktionen reagiert, haben sich als neues Wissen tief in uns integriert.
Die medi-lan kann ihrer Aufgabe, den Kunden direkt zur Seite zu stehen nun noch ein wenig sicherer und fröhlicher nachkommen. Für das Team und jeden Einzelnen «medi-laner» war das ein wunderbarer, sehr lehrreicher und auch vergnüglicher Tag.
Ihr Götz Schwirtz
Regionaler Verkaufsmanager Deutschschweiz
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